Die Reiher bewohnen sämtliche Erdteile und kommen in allen Ländern mit Ausnahme der Antarktika vor. In den Tropen stellen sie den Haupftteil der Sumpfbewohner dar. Es sind meist schlanke Wasservögel, von sehr wechselnder Größe. Der sehr lange, dünne und biegsame Hals trägt einen ziemlich kleinen flachen Kopf mit mittellangem, spitzen Schnabel. Der Kopf wird bei längerem Fliegen zurückgezogen und der Hals S-förmig gebogen. Alle Reiher nisten gern in Gesellschaft von ihresgleichen, verwandter und nicht verwandter Vogelarten. Ihre großen, roh zusammengefügten Nester stehen auf Bäumen und Büschen oder auf zusammengeknickten Stengeln im Röhricht. Mehrere Arten tragen im Hochzeitskleid Schmuckfedern, um dererwillen sie vom Menschen verfolgt wurden.
Fortpflanzung Reiher
Das Gelege der Vögel enthält drei bis sechs Eier. Bei der Fütterung stecken die Jungen ihren Schnabel ganz in den der Altvögel hinein. Die herausgewürgte Nahrung gleitet dann in den Schlund der Jungen. Später wird noch Nahrung von den Alten auf den Nestrand erbrochen. Lautlos und höchst bedächtig waten die Reiher beutegierig durch flaches Sumpfwasser. Blitzschnell streckt sich der Hals dann zu seiner ganzen Länge, auf die meist unrettbar verlorene Beute. Die Stimme der Reiher ist ein heiseres Gekreisch und Krächzen und fliegen im langsamen Ruderflug.
Die Reiherarten
Graureiher sind fast storchengroß
Foto: Zoltan Tasi
Die Graureiher (Ardea cinerea) sind je nach Verbreitungsgebiet Teilzieher oder Standvögel. Einige Vögel bleiben auch im Winter in unseren breiten, während andere bis nach Afrika ziehen. Im März oder April finden sich die Vögel an ihren Brutplätzen ein. Das Gefieder der Graureiher ist oberseits aschgrau, der Kopf und Hals ist weiß. Ein breiter Streifen führt vom gelben Auge an den Hinterkopf und endet in einem Schopf. Die großen Schwingen sind schwarz, der lange, dolchartige Schnabel ist strohgelb. Oft sieht man den Vogel lange Zeit bewegungslos am Schilfrande oder im seichten Wasser mit eingezogenem Kopf stehen. Seine Nester finden sich gewöhnlich zu mehreren auf hohen Bäumen. Die Wahl des Nistplatzes nimmt das Männchen allein vor.
Der Purpurreiher brütet in Bayern an wenigen Plätzen
Der Purpurreiher ist bei uns ein seltener Brutvogel, der ein dunkles und graubraun gefärbtes Federkleid besitzt. Sein Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich über Südrussland, Kleinasien, Syrien und Afrika. Purpurreiher ähneln den Graureihern am ehesten, die aber kleiner sind. Auch sind sie weniger kontrastreich und brauner gefärbt. Die Reiher verbringen den Winter über in Afrika.
Der Seidenreiher ist ein Kurz- und Mittelstreckenzieher
Der Seidenreiher (Egretta garzetta) hat ein großes Verbreitungsgebiet, der ein kleiner und zierlicher Vogel ist. Sein Gefieder ist schneeweiß, Schnabel und Beine sind schwarz, die Zehen auffallend grünlichgelb. Im Sommerkleid trägt er einen Schopf und die stark verlängerten, herabhängenden Schulterfedern, die „Reiherfedern“, bilden einen Mantel.
Der Silberreiher fällt an Gewässern von Weitem auf
Bedeutend größer ist der in Mittel- und Südeurapa, in Afrika, Asien und im Nahen Osten vorkommende Silberreiher (Ardea alba). Dieser in Europa auf den Balkan beschränkte Vogel hat keine richtige Haube. Er hat aber ebenfalls einen bis unter den Schwanz reichenden Mantel von Schmuckfedern. Der Silberreiher ist recht scheu und nistet kolonienweise im dichtesten Röhricht ausgedehnter Sümpfe.
Gleichfalls südliche Arten, auch über ganz Afrika verbreitet, sind die Kuhreiher (Bubulcus ibis) und der Rallenreiher (Ardeola ralloides). Der untersetzte Kuhreiher ist weniger als die übrigen Reiher an das Wasser gebunden. Er hält sich mit Vorliebe in der Nähe großer Säugetiere auf und ernährt sich in der Hauptsache von Insekten. In Südspanien findet man den Kuhreiher zwischen und auf den weidenden Kühen, in Ägypten unter Büffeln. Im Sudan kann man den kleinen Reiher auch auf dem Rücken eines Elefanten sehen.
Der Nachtreiher und die Rohrdommel
Der Nachtreiher (Nycticorax nycticorax) fliegt erst mit der einbrechenden Dämmerung auf Nahrungssuche. Der gedrungene, an Kopf und Rücken schwarz gefärbter Vogel hat drei lange herabhängende Genickfedern. In Europa ist er im allgemeinen auf den Süden beschränkt. Sonst aber fast über die ganze Erde mit Ausnahme von Australien verbreitet.
Eine sehr versteckte Lebensweise führen auch die Zwergdommel (Ixobrychus minutus) und die Rohrdommel (Botaurus stellaris), die beide bei uns heimisch sind. Die Rohrdommel bekommt man äußerst selten zu Gesicht. Sie wird wegen ihrer weit über einen Kilometer zu hörenden dumpfen Stimme auch Moorochse und Rohrbrüller genannt. Sie lebt einzeln und sehr versteckt im Röhricht größerer Teiche und Seen.