Raubtiere sind überwiegend Fleischfresser

Raubtiere Raubtiere sind auf der ganzen Welt verbreitet. – Foto von Avel Chuklanov

Ordnung: Carnivora – Raubtiere

Kaum eine andere Ordnung der Säuger umfasst einen größeren Tierreichtum als die Ordnung der Raubtiere. Die verschiedensten Körpergrößen, von den Löwen bis zum kleinsten Wiesel. Unterschiedliche Körpertypen, vom Körperbau eines Hundes bis zu dem der Katze oder des Bären und schließlich bis zu den Proportionen der Seehunde, finden sich in dieser Ordnung. Einige dieser wilden Tiere leben auf dem Boden, andere auf Bäumen, wieder andere im Wasser. Und doch haben alle Raubtiere viel Gemeinsames: Gleiche körperliche Ausrüstung, gleiche Nahrung und Einhelligkeit in ihrer geistigen Befähigung.

Der Bau der Gliedmaßen wie der des Gebisses und der Verdauungswerkzeuge ist wesentlich gleichartig. Die Räuber jagen tierische Kost und unter ihnen herrscht das Gesetz „Fressen und gefressen werden„. Ihre Bedeutung im Naturhaushalt, die Vertilgung des Schwachen und Kranken und oft auch des Aases, wird dabei verkannt. Das Räuberleben erfordert meist eine besondere Schärfe der Sinne, eine ungeheuere Wendigkeit und Anpassungsfähigkeit. Das macht die Raubtiere zu sehr spezialisierten und hochqualifizierten Säugetieren.

Unterordnung: Fissipedia – Landraubtiere

Der europäische Wolf

Wolfsrudel – Foto cc – Von Tim B

In Europa waren die Wölfe im letzten Jahrhundert noch an vielen Orten häufig. Sie wurden vor allem nach Osten zurückgedrängt und meist auf dichte und düstere Wälder in Gebirgsgegenden in ihrer Verbreitung beschränkt worden. Der Wolf hat etwa die Gestalt eines großen, hochbeinigen und dürren Schäferhundes. Der Leib ist hager, der Bauch eingezogen; die Schnauze erscheint im Verhältnis zu dem dicken Kopf gestreckt und spitz. Der Pelz variiert in Färbung und Haarwuchs je nach dem Klima sehr stark. Von Russland und Polen dringt der Wolf auch heute noch sehr weit nach Westen vor. Heute haben sich auch mehrere Wolfsrudel wieder in deutschen Bundesländern angesiedelt.

Der australische Dingo

Dingo

Dingo – Foto David Clode

Als heute lebende verwilderte Hunde müssen die australischen Dingos (Canis lupus dingo) und die Pariahunde des mittleren Ostens Erwähnung finden. Die Dingos sind die einzigen Raubtiere Australiens. Es muss angenommen werden, dass sie als Haushunde eingeführt wurden und dann verwilderten. Der Dingo erreicht ungefähr die Größe eines mittleren Schäferhundes und bewohnt offene Felder und Wälder. Er jagt einzeln, auch in Familien und gelegentlich in Rudeln. Kleinere Kängurus und anderes Wildtiere stellen ebenso wie Schafherden seine Nahrung dar.

Bei Tag liegt der Dingo meistens, wie unser Rotfuchs, verborgen in seiner Höhle. Ebenfalls verwilderte Hunde, die aber in Abhängigkeit vom Menschen blieben, sind die Pariahunde. Im südlichen Europa und vor allem im südwestlichen Asien lungern eine Menge verwilderter Hunde auf den Straßen herum und suchen dort ihre Nahrung. Fängt man sie jung, so werden sie ebenso treu wie andere Hunde. Bleiben sie aber unbehütet, dann bilden sie Rudel, jagen, suchen Aas auf und benehmen sich in höchsten Maßen widerwärtig.

Der Schakal, ein Wildhund von wolfsähnlicher Gestalt

Wildhund Schakal

Wildhund Schakal zweigt sich vom Löwenriss etwas ab. – Foto Max Murauer

Von den übrigen Vertretern der Gattung Canis ist zunächst der Schakal besonders zu erwähnen. Das südliche Asien ist seine Heimat, vom Iran und Indien aus hat er sich nach Westen und Osten ausgebreitet und ist bis Nordafrika und Südeuropa zu finden. Bei 90 bis 95 Zentimeter Gesamtlänge ist er kleiner als der Wolf und stellt überhaupt einen Übergang zwischen Wolf und Fuchs dar. Am Tag lebt der Schakal zurückgezogen, gegen Abend begibt er sich auf seine Jagdzüge, heult laut, um andere seiner Art herbeizulocken und streift nun mit diesen gemeinsam umher. Er liebt die Geselligkeit sehr, obwohl er noch einzeln zur Jagd zieht. Der Schakal ist äußerst dreist und scheut sich nicht im geringsten vor menschlichen Niederlassungen.

Kojoten sind anpassungsfähige Raubtiere

Kojote (Canis latrans)

Kojote (Canis latrans) – Foto: Von Zachery Perry

Weit über das Innere Nordamerikas, nach Süden bis Mexiko, ist der Kojote ebenfalls als Mittelglied zwischen Fuchs und Wolf verbreitet. Mit zugespitzer Schnauze, kräftigem Leib und mit starken Beinen vereinigt er beider Merkmale. Bei 1,4 Meter Länge ist er mit nur 55 cm Höhe sehr niedrig gebaut. Bekannt ist er durch sein nächtliches Geheul, mit dem er sich mit seinen Artgenossen, um das gefundene Aas versammelt. Auf seinen Raubzügen folgt er den Bisonherden und fällt über kranke oder geschädigte Tiere her. Sonst besucht der Kojote auch Indianerdörfer und stillt dort seinen Hunger an jeglichem Essbaren. In Fallen ist das Tier sehr schwer zu fangen, da er recht klug ist. In Gefangenschaft ist ein Kojote gut zu halten und ähnelt, wenn er zahm wird, im Verhalten einem Hund.

Die Bären

Der Brillenbär ist ein Anpassungskünstler

Brillenbär

Brillenbär – Foto von Paul Korecky – CC BY-SA 2.0

Der scharze Brillenbär (Tremarctos ornatus) kommt in den Kordilleren Südamerikas vor und hat seinen Namen von einem brillenartig um die Augen verlaufenden hellen Streifen. Auch der asiatische Kragenbär (Ursus thibetanus) weist eine helle Zeichnung auf dem schwarzgrundigen Fell auf und zwar in Form eines Y auf der Brust und Hals. In Nordindien und Kaschmir bewohnt dieser schlanke Bär am liebsten Walddickichte in der Nähe von Feldern und Weinbergen. In Südsibirien dagegen bewohnt er die hochstämmigen Waldungen. Als vorzüglicher Kletterer  erklimmt er mit Leichtigkeit die höchsten Bäume. Im Sommer baut sich der Brillenbär in den Baumkronen durch das Auseinanderbiegen und Verschlingen von Zweigen kleine Lauben. Im Winter schläft er in sitzender Stellung in hohlen Bäumen. Er ernährt sich von Walnüssen, Maulbeeren und auch von fleischiger Nahrung.

Der Eisbär ist ein gewandter Jäger

Eisbär (Ursus maritimus)

Eisbär (Ursus maritimus) – Foto – Hans-Jurgen Mager

Der Eisbär bewohnt den höchsten Norden der Erde, den eigentlichen Eisgürtel des Poles. Er findet sich fast nur da, wo das Wasser einen großen Teil des Jahres hindurch teilweise zu Eis erstarrt. Durch kein anderes Wesen gefährdet, der eisigen Kälte und den fürchterlichsten Unwettern sorglos trotzend, streift er dort durch das Land. Auch die offenen Wogen meidet der Eisbär nicht. Seine Fußsohlen sind fast ganz behaart, die dicke Speckschicht und der weiße Pelz sind die wichtigsten Anpassungen an sein Verbreitungsgebiet. Zur Nahrung wählt der Eisbär fast alle Tiere, die das Meer oder die Küsten seiner Heimat bieten. Seine furchtbare Stärke übertrifft die übrigen bärenartigen Raubtiere. Seine Gewandtheit im Wasser machen es ihm leicht, sich zu versorgen.

Seehunde bilden seine bevorzugtes Jagdwild. Er ist schlau und geschickt genug, die klugen und behenden Robben zu erlegen. Auf Eisschollen treibend, hält der Eisbär Ausschau nach den Beutetieren. Erblickt er Seehunde, die sich sonnen, so senkt er sich still ins Wasser, um gegen den Wind die Tiere zu jagen. Auch Fische versteht der Eisbär zu fangen. Im Herbst geht er an Land und sucht Beeren. So findet der Eisbär das ganze Jahr über Nahrung und hält deshalb auch keinen Winterschlaf. Die Jagd auf Eisbären wird von Eskimos und Jakuten mit Leidenschaft betrieben. Der Eisbär verteidigt sich mit viel Mut und wird nur selten zur Flucht getrieben. Das Weibchen wirft meistens nur im Abstand einiger Jahre, weil die Jugen lange bei ihr bleiben.