Greifvogelarten wurden in der Vergangenheit stark bejagt

Seeadler (Haliaeetus albicilla)

Seeadler (Haliaeetus albicilla) – Foto von Steve Smith

Das Verhältnis des Menschen zu den Greifvogelarten stand seit jeher in keinem guten Einklang. Man bewunderte und schätzte die Fähigkeiten der Greifvögel, sowie ihre Kraft und majestätische Ausstrahlung. Diese verhalf speziell den Adlerarten auf das Wappen vieler Adelsgeschlechter und Später auch diverse Staatsbanner. Anderseits fürchtete man die Greifvögel als Nahrungskonkurrenten und Schädlinge. Die Folge davon war besonders durch die Entwicklung der Schusswaffen und zusätzlich der Einsatz von Giften, dass die Vögel es schwer hatten überhaupt zu überleben.

Das nahm natürlich bedrohliche Ausmaße an und noch vor etwa 50 Jahren stand auch der Seeadler (Haliaeetus albicilla) in Deutschland kurz vor der endgültigen Ausrottung. Obwohl der Seeadler bereits in den 30er Jahren unter Schutz gestellt wurde, konnte sich die Population zunächst nur leicht erholen. Im Jahr 1950 brüteten in Deutschland etwa 120 Paare. Danach stagnierten die Bestände oder waren sogar leicht rückläufig.

Greifvogelarten waren besonders durch Gifte betroffen

Den Seeadlern wurde das Leben schwer gemacht durch Pflanzenschutzmittel und Schwermetalle. Eine ganz besonders verheerende Wirkung hatte das Insektizid DDT. Dabei kam es wohl nur in seltenen Fällen zu Vergiftungen der Greifvögel, die zum Tod führten. Vielmehr beeinflusste DDT unter anderem den Hormon- und Kalkhaushalt der Vögel negativ. Es kam zu Verhaltensstörungen in der Fortpflanzungsphase und noch entscheidender, zu einer deutlichen Verminderung der Dicke der Eierschalen. Das hatte ein häufiges Zerbrechen der Eier zur Folge. Weiterhin wurde DDT auch über das Dotterfett ins Ei abgegeben, so dass die Embryonen direkt vergiftet wurden.

Greifvögel wie Seeadler, Habicht, Sperber oder Wanderfalken waren als Endglieder relativ langer Nahrungsketten besonders stark betroffen. Weil auch andere Vögel zu ihrer natürlichen Beute gehören. Säugetiere hingegen bauen DDT besser ab, und so waren andere Greifvogelarten, wie der Mäusebussard oder der Turmfalke deutlich weniger in Mitleidenschaft gezogen. Über belastete Fische als Beute hatten die Seeadler zunächst mit Schwermetallen, vor allen mit Quecksilber zu kämpfen. 1974 wurden dann in Deutschland der Einsatz von DDT und anderen chlorierten Kohlenwasserstoffen verboten.

In der DDR kamen die noch bis in die 80er Jahre zur Anwendung. Danach erholten sich die Bestände, weil etliche Schutzmaßnahmen verabschiedet wurden. Eine davon war die Horstbewachung, die Schutz bot vor Eiersammlern und weiteren Störungen. Heute zählt der Seeadler zu den sogenannten Rückkehrern in der heimischen Vogelwelt. Heute gibt es  in Deutschland wieder etwa 480 Brutpaare von Seeadlern (Stand 2017).

2. Foto: Von Jens-Olaf – CC BY-NC 2.0