
Faultiere leben in den Baumkronen. – Foto: Manuel Oppel del Rio
Besonderheiten der Faultiere
Die Faultiere (Folivora) verbringen ihr ganzes Leben in den Zweigen der Bäume überwiegend nach unten hängend. Beim Schlafen sitzen sie in den Astverzweigungen in ganz gekrümmter Stellung. Ihre Fortbewegung auf dem Boden ist äußerst hilflos und langsam. Verglichen mit anderen Säugetieren erscheinen Faultiere als sehr stumpfe und träge Geschöpfe. Die vorderen Gliedmaßen sind bedeutend länger als die hinteren. Die Füße sind mehr oder weniger missgebildet, aber mit sehr langen, derben Sichelkrallen besetzt. Der Hals ist verhältnismäßig lang und trägt einen runden und kurzen, affenähnlichen Kopf mit kleinem Mund.
Augen und Ohrmuscheln sind völlig im Pelz verborgen. Der Schwanz ist nur ein kaum sichbarer Stummel. Die Tiere sind dicht behaart und zwar sind die Haare im Alter lang und grob. Der Haarstrich verläuft, umgekehrt wie bei anderen Tieren, von der Unterseite nach dem Rücken. Faultiere fressen Zweige und Blätter und sind nachtaktiv. Sie kommen nur in den Wäldern Zentralamerikas und im tropischen Südamerika vor. Die Weibchen werfen nur ein einziges gut entwickeltes Jungtier.
Zweifingerfaultiere (Choloepus)

Zweifingerfaultier – Foto: Harvey Barrison – CC BY-NC-SA 2.0
Die Zweifingerfaultiere sind gekennzeichnet durch einen ziemlich großen, flachstirnigen und stumpfschnauzigen Kopf. Sie haben einen verhältnismäßig hurzen Hals, schlanken Leib, lange schmächtige Gliedmaßen, die vorne mit zwei und hinten mit drei seitlich zusammengedrückten Sichelkrallen bewehrt sind. Sie haben ein schlichtes weiches Haar ohne Wollhaare. Die Gattung umfasst zwei rezente Arten, das Eigentliche Zweifingerfaultier (Choloepus didactylus), auch Unau genannt, und das Hoffmann-Zweifingerfaultier (Choloepus hoffmanni). Beide Tierarten leben in den zentralen und nördlichen Teil von Südamerika.
Dreifinger-Faultiere (Bradypodidae)

Braunkehl-Faultier (Bradypus variegatus) – Foto: Constanza S. Mora – CC BY 2.0
Die Dreifinger-Faultiere (Bradypodidae) haben einen kleinen Kopf mit schief abstutzter, hartlippiger Schnauze und kleiner Mundöffnung. Sie haben einen sehr langen Hals, einen deutlich hervortretenden und seitlich abgeplatteten Schwanz. Ihre ziemlich kurzen und kräftigen Gliedmaßen tragen vorn und hinten drei stark zusammengedrückte Sichelkrallen. Der vordere obere Zahn ist verkleinert. Die Wirbelsäule weist die ungewöhnliche Zahl von neun Halswirbeln auf und ermöglichst dadurch dem Kopf eine viel größere Gelenkigkeit : Die Tiere können ihren Kopf wie Eulen um 180 Grad drehen.
Das Weißkehl-Faultier oder Ai (Bradypus tridactylus) aus Brasilien erreicht eine Gesamtlänge von über 50 cm, wovon 4 cm auf den Schwanz kommen. Der Pelz besteht aus feinen, kurzem und dichten Wollhaaren und langen, trockenen, harten Grannenhaaren. Der blassrötliche Pelz hat seitlich einen breiten braunen Längsstreifen. Geschlechtsunterschiede zeigen sich durch verschiedene Färbung an.